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Auto-News Alpen unplugged

6. Silvretta E-Auto-Rallye

6. Silvretta E-Auto-Rallye - Alpen unplugged 6. Silvretta E-Auto-Rallye - Alpen unplugged
Bei der Silvretta fuhren Klassiker und hochmoderne Elektro- und Hybrid-Boliden wie der Mercedes SLS AMG E-Drive nebeneinander
Quelle: Mercedes-Benz/SPS
Einmal vom Kabel gelassen, können Stromer alljährlich bei der anspruchsvollen Gebirgs-Rallye rund ums österreichische Montafon ungeahnte Talente beweisen. Diesmal schickte Mercedes-Benz auch noch seine neuen Plug-in-Modelle ins Rennen.

Der Streckenposten kannte kein Pardon. "Sie dürfen hier nicht durchfahren - nur für Rallyeteilnehmer." Aber der GLE 500 e aus dem Werksteam von Mercedes-Benz hatte nicht nur die vorgeschriebenen Aufkleber, der Beifahrer schwenkte auch noch beschwichtigend das den Teilnehmern vorbehaltene Roadbook. Aber die Verwirrung des hitzegeplagten Mannes konnte man schon nachvollziehen. Wo sonst, als bei der Silvretta Classic befindet sich ein summendes Hybrid-SUV, Baujahr 2015, plötzlich in bester Gesellschaft zwischen einem knurrenden Mercedes-Benz 300 SL und einem wispernden Rolls-Royce Silver Cloud Drophead-Cabriolet, beide Baujahr 1957. Mittlerweile schon zum sechsten Mal ging neben der Historie auch die Zukunft bei einer eigenen E-Auto-Rallye mit über 20 Fahrzeugen an den Start.

Es war ein Kurzdurchlauf der Automobilgeschichte mit einem Fiat Competizione von 1928 ganz vorne beispielsweise, Sportwagen der dreißiger Jahre, Limousinen der fünfziger und sechziger, Exoten wie der französischen Marke Facel Vega, wackere Opel Kadett und VW Käfer, die übliche Schar an Triumpf- und  Porsche-Modellen und mit dem XJ-SC V12 sogar das Jaguar-Cabrio, das noch von Prinzessin Diana höchstpersönlich gelenkt worden war.

Aber die Teilnehmer der Elektro-Rallye, die sich hatten ebenfalls einiges für jugendliche Zocker zu bieten: als Hochleistungs-E-Werk war der SLS AMG electric drive von Mercedes-Benz angereist genauso wie Porsches Hybrid-Vertreter 918 Spyder und Panamera oder der BMW i8. BMW hatte daneben nicht nur den i3 aufgeboten, sondern mit dem 330e einen Prototyp, der noch gar nicht auf dem Markt ist. Daneben mussten sich kleine Pioniere wie der Citroën C-Zero oder der Renault Zoe zusammen mit den E-Winzlingen von Smart wie Mauerblümchen vorkommen. Zumal die vielen Paparazzi am Wegesrand gelangweilt ihre Kameras hängen ließen, wenn statt einer lärmenden Kostbarkeit ein leise surrender Technologieträger vorbeirollte. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit stammte der Strom für das E-Starterfeld übrigens aus lokaler Wasserkraft. Und durch die elektrifizierten Teilnehmer wurde auch der CO2-Flottenausstoß der Silvretta Rallye ein wenig gesenkt.

Neben schon bewährten Startern wie Smart und B-Klasse hatte Mercedes-Benz diesmal mit dem S 500 e, dem C 350 e und dem SUV GLE 500 e die jüngsten Vertreter der Hybrid-Offensive aus Stuttgart aufgeboten. Damit ergab sich die Chance, an jedem Rallye-Tag ein anderes Doppelherz-Modell unter außergewöhnlichen Umständen zu erleben. Der seit letztem Jahr erhältliche Hybrid der S-Klasse sowie der neue GLE 500 e sind ein weiteres Beispiel für den modularen Baukasten aus Stuttgart, der die Skalierbarkeit der Antriebe in unterschiedlichen Fahrzeugklassen erlaubt. Denn Limousine und der Nachfolger der M-Klasse werden beide von einem Elektromotor mit 85 kW/115 PS und einem Sechszylinder mit 245 kW/333 PS angetrieben. Beim C 350 e, dem Neuzugang in der anwachsenden C-Klasse, ist der Hybrid aus Vierzylinder-Benziner (155 kW/211 PS) und 60 kW/82 PS-Elektromotor eine Nummer kleiner.

Die Silvretta E-Rallye ist alles andere als ein gemütliches Schaulaufen der Hersteller, die mit ihren alternativen Antrieben im Sortiment werben wollen. Bei den meisten Etappen fahren alle gemeinsam und meistern auch Seite an Seite die verschiedenen Zeitwertungen der Gleichmäßigkeitsrallye. Auch die Silvretta Hochalpenstrasse, Faschinajoch und Furkajoch nehmen sich Veteranen und Visionäre gleichberechtigt vor. Die Stromer müssen sich daneben aber auch einer eigenen Effizienzwertung stellen, die meist über 100 Kilometer führt. Ginge es nur um Geschwindigkeit, würden einige betagte Heroen des Motorsports sogar verdutzt in die Rückleuchten eines unauffälligen E-Mobils blicken, das zumindest beim Start den Vorteil des sofort zur Verfügung stehen Drehmoments ausspielen könnte.

Für einen teilelektrischen Mercedes-Benz ist die berühmte Hochalpenstrasse vor der Kulisse der Silvretta-Gruppe natürlich eher eine lockere Bergwanderung. Während betagte Motoren beim Serpentinentanz heftig ins Schwitzen gerieten, schwang der Hybrid der S-Klasse seinen über drei Meter langen Radstand mühelos und ruhig Kurve um Kurve Richtung Passhöhe auf 2.000 Meter. Aber auch hier forderte das Hochparterre Europas schließlich seinen Tribut und der Sechszylinder übernahm kaum merklich die Führung am Seil. Den Stallgefährten C 350 e und GLE 350 e ging es bei ihren Touren bergauf nicht anders.

Hatte der GLE noch eine relativ entspannte Fahrt zum Furkajoch auf rund 1.800 Metern vor sich, die den Einsatz des Verbrenners nicht allzu oft forderte, so lockte für die Etappe mit der C-Klasse die Auffahrt zur Alpe Ganifer, die eigens für die E-Rallye geöffnet worden war. Der Sportler im Viertüren-Look konnte bei den steilen und rassig engen Kurven sein Systemdrehmoment von 600 Nm beeindruckend spielen lassen, wobei man besser nicht einen Blick auf den Energiehaushalt riskierte. Dafür lockte oben auch die Aussicht, die Batterie beim Rollen und Bergabfahren wieder aufzufüllen. Die grimmigen Gesichter der Wanderer und Mountainbiker entspannten sich auch merklich beim eher naturfreundlichen Auftritt der Öko-Autos.

Aber sehr viel interessanter war ein anderes Phänomen, dessen Beobachtung eigentlich so spannend war, wie die Kulisse aus Bergdörfern, Wiesen und neugierigen Kühen. Wählt man jeweils in den drei neuen Hybriden aus den vier Fahrprogrammen den Modus Hybrid, dann werden alle Funktionen wie Elektrobetrieb oder Rekuperation abhängig von der Fahrsituation und der Strecke verbrauchsgünstig eingesetzt. Auch ohne eigens programmierte Route im Navi, arbeitet der elektronische Optimierer vorausschauend im Hintergrund.

Im Menüpunkt "Energiefluß" lässt sich eine schematische Darstellung des Fahrzeugs abrufen, die zeigt, wie das Tandem aus Grün wie Elektro und Rot wie Verbrennung die Arbeit teilt. Gleichzeitig wird der Fahrer über Ladezustand der Batterie und die Rate der Energierückgewinnung informiert. Aber weil eine Rallye auch Urlaub vom Alltag der Elektrisierungsdebatte ist, hat auch ein Nachdenken über tatsächliche Verbräuche oder der Batteriegröße im Kofferraum eine Auszeit.

SPS

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